Sepsis im Blick: Wissen kann Leben retten
 - Arztpraxis, Pflegekräfte

Sepsis im Blick: Wissen kann Leben retten

Die lebensgefährliche Blutvergiftung wird selbst von Rettungskräften häufig nicht erkannt. Ausreichende Hintergrundinformationen sind für Beschäftige im Gesundheitswesen unverzichtbar.

Medizinische Fachangestellte und Pflegekräfte spielen eine wichtige Rolle, wenn es um die Aufklärung über Sepsis und die Unterstützung bei der Früherkennung geht. Grundsätzlich ist das Thema laut der Sepsis Stiftung noch zu wenig in den Köpfen des Personals im Gesundheitswesen verankert – obwohl die Infektion nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs zu den häufigsten Todesursachen zählt. Fachleute sehen deshalb großen Handlungsbedarf und fordern mehr Schulungen sowie eine umfassende Strategie zum Infektionsmanagement. 

Zu wenig Aufmerksamkeit bei Rettungskräften 

Eine aktuelle Analyse von über 110.000 Rettungsdienstprotokollen aus Bayern und Baden-Württemberg zeigt, dass Sanitäterinnen und Sanitäter die Diagnose Sepsis gar nicht dokumentierten, Notärztinnen und Notärzte wiesen nur sehr selten auf ein entsprechendes Krankheitsbild hin. Auch in Notaufnahmen übersehen Ärztinnen und Ärzte die lebensbedrohliche Infektion häufig. Dabei muss eine Diagnose so schnell wie möglich erfolgen. Denn mit jeder Stunde, um die sich die Behandlung verzögert, sinken die Überlebenschancen der Betroffenen. 

Weniger als sechs Prozent der Kliniken in Deutschland setzen strukturierte Programme zur Sepsisaufklärung oder Qualitätsverbesserung um. In Skandinavien finden solche Maßnahmen in beinahe der Hälfte der Einrichtungen statt. 

Fehlendes Wissen 

Auch in der Bevölkerung fehlt grundlegendes Wissen. Weniger als zehn Prozent der Erwachsenen haben schon einmal davon gehört, dass Infektionskrankheiten wie Grippe oder Covid-19 eine Sepsis auslösen können und dass Impfungen davor schützen. Zwei Drittel denken noch immer, ein Risiko bestehe nur bei Wundinfektionen und ein roter Strich im Gewebe sei das typische Alarmzeichen. Kaum jemand kennt wichtige Warnsignale wie ein starkes Krankheitsgefühl, Verwirrtheit, eine schnelle Atmung und ein beschleunigter Puls. 

Jährlich erkranken hierzulande mindestens 230.000 Menschen an Sepsis, viele Quellen gehen von deutlich höheren Zahlen aus. Etwa 85.000 bis 140.000 Betroffene sterben, zwischen einem Drittel und drei Vierteln der Überlebenden tragen Langzeitfolgen davon. Besonders gefährdet sind ältere Menschen ab 65 Jahren, Kinder im ersten Lebensjahr und Personen mit chronischen Krankheiten wie Diabetes, Krebs, Lungen- oder Herzproblemen sowie Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. Fachleute schätzen, dass rund 20.000 Todesfälle jedes Jahr vermeidbar wären. 

Tipps für MFA und Pflegekräfte 

Zum einen sollten Sie dafür sorgen, dass das gesamte Team über genug Kenntnisse verfügt, damit Sie die Warnzeichen registrieren, wenn Sie Symptome bei pflegebedürftigen Personen erkennen oder Ihnen beispielsweise Patienten oder Patientinnen am Telefon einer Arztpraxis entsprechende Beschwerden beschreiben. Eine Sepsis ist ein akuter Notfall! Es gilt daher, den Rettungsdienst unter der Telefonnummer 112 zu benachrichtigen. Teams in einer Praxis halten zuvor Rücksprache mit dem Arzt oder Ärztin. 

Die Stiftung Patientensicherheit hat zudem umfangreiches Informationsmaterial erstellt, das dazu dient, das Wissen im Team aufzufrischen und auch andere Zielgruppen wie Angehörige zu aufzuklären. Hier finden Sie die kostenlosen Downloads

Lesen Sie hier weiter, wie Sie Anzeichen einer Sepsis erkennen.

Sepsis im Blick: Wissen kann Leben retten
Die Autorin Dr. Christine von Reibnitz
Dr. Christine von Reibnitz, Referentin Gesundheitspolitik und Krankenkassenmanagement

Dr. von Reibnitz ist promovierte Gesundheitswissenschaftlerin und Hochschuldozentin im Bereich des Gesundheitsmanagement. Seit 2013 ist sie bei Dr. Ausbüttel zuständig für den Bereich Krankenkassenmanagement und Expertin für die Themen Abrechnung und Recht.