Affenpocken: Die wichtigsten Informationen auf einen Blick

Affenpocken: Die wichtigsten Informationen auf einen Blick

Viele Patienten sorgen sich derzeit wegen der Affenpocken. Welche Informationen sollten Sie bereithalten? Was ist über Diagnostik und Therapie bekannt? 

Immer mehr Personen infizieren sich mit dem Affenpockenvirus. Am 31. Mai waren weltweit 606 Menschen daran erkrankt, allein 38 in Deutschland. Die Sorge vor einer neuen Pandemie wächst, doch Experten und Expertinnen geben derzeit Entwarnung. Prof. Dr. Fabian Leendertz vom Robert Koch-Institut schätzt die Lage als eine Epidemie ein. „Es ist jedoch sehr unwahrscheinlich, dass diese Epidemie lange dauern wird“, sagte er in einer Mitteilung an die Presse. Mehr zu Symptomen, zur Behandlung, zur Wundversorgung und zur Bewertung der Lage.
 

Welche Symptome sind typisch für Infektionen mit dem Affenpockenvirus?

Laut Robert Koch-Institut (RKI) können Affenpocken sowohl von bestimmten Nagetieren auf Menschen, als auch von Menschen auf Menschen übertragen werden.

Das geschieht über Körperflüssigkeiten, infizierte Hautpartikel (etwa Schorf der Wunden) oder über Tröpfchen. Eine Tröpfchen-Infektion ist aber nur bei sehr engem Kontakt zum Infizierten möglich.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bewertet Tröpfcheninfektionen als zweitrangig, denn hier sei ein längerer Kontakt zwischen zwei Personen erforderlich. In anderen Settings, etwa im Haushalt, könne der Übertragungsweg dennoch Bedeutung haben.
Die Inkubationszeit schwankt zwischen 5 und 21 Tagen. Die Beschwerden ähneln denen echter Pocken, sind aber weniger schwerwiegend. Zu Beginn leiden Patienten oft an:

  • Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Muskelschmerzen
  • Rückenschmerzen
  • Geschwollenen Lymphknoten
  • Hautläsionen

Meist stellen sich Patienten aufgrund ihrer Hautläsionen vor. Manche leiden auch an einem allgemeinen Krankheitsgefühl. Mit der Polymerase-Kettenreaktion lassen sich Viren in dermatologischem Material aus Hautläsionen nachweisen.

Wie wird die Erkrankung behandelt?

Ärzte behandeln Patienten anhand der vorherrschenden Symptome.

Im Sinne einer kurativen Therapie hat die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) Anfang 2022 Tecovirimat zugelassen: ein Virustatikum gegen echte Pocken, Kuhpocken und Affenpocken. Außerdem schützen Impfungen gegen das echte Pockenvirus auch gegen die Affenpocken. Die systematischen Programme zu Pockenschutzimpfungen liefen jedoch 1976 in der BRD und 1982 in der ehemaligen DDR aus. Menschen, die deutlich später geboren worden sind, haben meist keinen Schutz, weil diese Impfempfehlung gestrichen worden ist. Wichtig ist hier also ein Blick in den Impfpass: Wer noch gegen Pocken geimpft wurde, ist geschützt.

Viel deutet darauf hin, dass Fälle in Europa und Nordamerika auf die mildere, westafrikanische Variante des Affenpockenvirus zurückzuführen sind. Für konkrete Aussagen zur Sterblichkeit ist es noch zu früh; Angaben in der wissenschaftlichen Literatur schwanken stark. Mediziner gehen derzeit von einer Sterblichkeitsrate für die westafrikanische Variante von etwa 1 % aus, Kinder unter 16 Jahren sind stärker betroffen. Diese Zahlen beziehen sich jedoch auf Daten aus Afrika; sie lassen sich nicht unbedingt auf Europa oder Nordamerika übertragen. Die Sterblichkeit wird hier vermutlich geringer ausfallen, aufgrund der besseren medizinischen Versorgung.

Wie kam das Virus zu seinem Namen? 

Das Affenpockenvirus gehört zur Familie der Pockenviren, wie auch das Pockenvirus selbst oder die Kuhpocken. Affenpocken wurden 1958 das erste Mal bei Makaken-Affen in Gefangenschaft beobachtet. Dabei sind Affen eigentlich Fehlwirte. Als typische Reservoire gelten verschiedene Nagetiere. Erst 1970 haben Ärzt*innen die erste Infektion bei einem damals neun Monate alten Jungen beobachtet.

Ein Blick auf Details: Wie Affenpocken zu Wunden am Körper führen

Hautläsionen sind von den klassischen Pocken her bekannt.

Auch bei Affenpocken kommt es im Krankheitsverlauf zu Veränderungen der Haut. Sie durchlaufen mehrere Stadien, nämlich Macula (Farbveränderung), Papula (Knötchen), Vesikula (Bläschen) und Pustula (Eiterbläschen). Danach verkrusten sie und fallen ab. Bei einem schweren Verlauf hinterlassen sie Narben. Betroffene sollten darauf achten, nicht zu kratzen, um das Risiko einer Narbenbildung und auch die Verteilung des Virus zu verringern. Der symptomatische Einsatz von Zink (als Schüttelmixtur) wird empfohlen, um das Austrocknen der Läsionen zu beschleunigen.

Die Hautveränderungen werden durch Viren hervorgerufen. Nekrotisches Gewebe, sprich abgestorbene Hautzellen, neigen zu einer bakteriellen Superinfektion, auch Sekundärinfektion genannt. Diese sollte durch sorgfältige Wundhygiene unbedingt vermieden werden.

Welche Wundauflagen eignen sich bei den Hautläsionen?

Bislang gibt es vom RKI keine Empfehlungen zur Wundversorgung.

Bei nässenden, infizierten/infektionsgefährdeten Wunden eignen sich generell Polihexanid-haltige Schaumstoffwundauflagen. Polihexanid wirkt antiseptisch und Schaumstoff absorbiert Sekret aus der Wunde.

Achten Sie unbedingt auf eine persönliche Schutzausrüstung bei der Versorgung von Wunden. Sowohl die Wunden als auch der sich dort bildende Schorf können infektiöse Viren enthalten.

Literatur

Die Autorin Dr. Roxane Lorenz
Dr. Roxane Lorenz

Nach ihrem Studium der Biologie an der Ruhr-Universität Bochum promovierte Dr. Lorenz zum Dr. rer. nat. Seit 2012 ist sie in der medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung bei Dr. Ausbüttel tätig, seit 2018 auch als Leiterin dieser Abteilung sowie der Forschungsabteilung.