Studie zur Selbstorganisation von Pflegeteams
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Studie zur Selbstorganisation von Pflegeteams

Benötigen Pflegekräfte eine Leitung, damit der Arbeitsalltag funktioniert? Forschende haben dieses Thema unter die Lupe genommen.

Pflegekräfte arbeiten zunehmend in Teams ohne klassische Leitung. Ein Forschungsteam der Apollon Hochschule Bremen hat untersucht, welche Bedingungen darüber entscheiden, ob die Selbstorganisation in der Praxis funktioniert. Dafür befragten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen Mitarbeitende einer außerklinischen Intensivpflege-Wohngruppe und begleiteten sie vor Ort. 

Details der Studie 

Das untersuchte Team kommt bereits seit dem Jahr 2018 ohne feste Leitung aus. Stattdessen übernehmen die Mitarbeitenden klar verteilte Aufgaben: Eine Person verantwortet die Bezugspflege und kümmert sich um alle Anliegen der Patientinnen und Patienten. Eine weitere Kollegin oder ein Kollege erstellt die Dienstpläne. Ein drittes Teammitglied übernimmt die Praxisanleitung, sobald Auszubildende beteiligt sind. 

Entscheidungen treffen die Teammitglieder gemeinsam in fest im Dienstplan verankerten Sitzungen. Alle nehmen verbindlich daran teil. Meist reicht eine einfache Mehrheit, um einen Beschluss zu fassen. Dabei probiert das Team verschiedene Lösungswege aus, bis sich die praktikabelste Variante etabliert. Einzelentscheidungen spielen also eine geringe Rolle, da Prozesse im Alltag definiert sind und neue Ideen immer auf dem Prüfstand stehen. Sollte externe Unterstützung nötig sein, holen sich die Pflegekräfte organisatorische Beratung von außen. 

So funktioniert Selbstorganisation 

Das Forschungsteam betont, dass Selbstorganisation dann erfolgreich sein kann, wenn das Team ein gemeinsames Ziel verfolgt. Dieses Leitbild geht über kurzfristige Vorgaben hinaus, schafft Sinn und motiviert die Mitarbeitenden. Daraus entwickelt sich eine starke Kundenorientierung. Ebenso entscheidend ist Agilität, also die Fähigkeit, Fehleinschätzungen schnell zu korrigieren. 

Für Pflegekräfte bedeutet das: Selbstorganisation kann gelingen, wenn die Rollen eindeutig festgelegt sind, Entscheidungen auf gemeinsamen Prozessen basieren und ein übergeordnetes Ziel Orientierung bietet. In dieser Kombination wächst nicht nur die Eigenverantwortung, sondern auch die Qualität der Versorgung. 

Studie zur Selbstorganisation von Pflegeteams
Die Autorin Dr. Christine von Reibnitz
Dr. Christine von Reibnitz, Referentin Gesundheitspolitik und Krankenkassenmanagement

Dr. von Reibnitz ist promovierte Gesundheitswissenschaftlerin und Hochschuldozentin im Bereich des Gesundheitsmanagement. Seit 2013 ist sie bei Dr. Ausbüttel zuständig für den Bereich Krankenkassenmanagement und Expertin für die Themen Abrechnung und Recht.