M.O.I.S.T.-Konzept zur Lokaltherapie chronischer Wunden

M.O.I.S.T.-Konzept zur Lokaltherapie chronischer Wunden

Mit dem M.O.I.S.T.-Konzept sollten die Ideen des 2003 erstmalig publizierten und international weit verbreiteten T.I.M.E.-Konzeptes weiterentwickelt werden. M.O.I.S.T. umfasst Exsudatmanagement, Sauerstoffbalance, Infektionskontrolle, Unterstützung des Heilungsprozesses sowie Gewebemanagement bei der Therapie chronischer Wunden.

Die mit „T“ für „Tissue“, „I“ für „Infection“ und „M“ für „Moisture“ beschriebenen Faktoren sind sicher weiterhin zeitgemäß und wichtig. Mit dem Buchstaben „E“ wurde ursprünglich „Epidermis“ und später „Edge“, also der Wundrand beschrieben. Im letzten Jahrzehnt ergaben sich jedoch viele neue Aspekte und Therapieoptionen, so dass hier neue, innovative Therapieoptionen fehlen, die nun mit „O“ und „S“ beschrieben werden.1

Da chronische Wunden eine enorme Herausforderung darstellen, sind Experten verschiedener medizinischer Berufsgruppen mit unterschiedlichen Ausbildungen in die komplexen Prozesse der Diagnostik und Behandlung dieser involviert. Eine notwendige Grundlage für die Kommunikation und Dokumentation ist eine einheitliche Nomenklatur.

M: Moisture balance (Exsudatmanagement)

Die Feuchtigkeitsbalance (“moist” = feucht) ist seit mehreren Jahrzehnten der Goldstandard für die Behandlung chronischer Wunden. Wichtig ist, darauf zu achten, dass Wunden weder zu feucht noch zu trocken sind. So können trockene Wunden beispielsweise mit Hydrogelen angefeuchtet werden. Meist liegt jedoch ein Überschuss an Exsudat vor, so dass Wundprodukte wie z. B. Superabsorber eingesetzt werden sollten.

O: Oxygen balance (Sauerstoffbalance)

In der Pathophysiologie chronischer Wunden spielt die Hypoxie (verminderter Sauerstoffgehalt im Blut bzw. Sauerstoffmangel) bei nahezu allen Wundarten eine zentrale Rolle. In der Lokaltherapie können, wenn Revaskularisation und Kompressionstherapie nicht ausreichen, Behandlungsoptionen zur Wiederherstellung der Sauerstoffbalance genutzt werden. Hierfür stehen Wundauflagen, Hämoglobin-Spray sowie normo- und hyperbare Verfahren zur Verfügung.

I: Infection control (Infektionskontrolle)

Die Infektionskontrolle beschreibt sämtliche antimikrobiellen Strategien. Systemische Antibiotikatherapien sind meist ausschließlich bei Infektionskrankheiten indiziert. Für die Infektionsprophylaxe, die Eradikation multiresistenter Erreger (MRE) oder die Behandlung lokaler Infektionen werden in der Lokaltherapie chronischer Wunden Antiseptika wie Polyhexanid, Octenidin, hypochlorige Lösungen oder antimikrobielle Wundverbände eingesetzt.

S: Support (Unterstützung des Heilungsprozesses)

Wenn Wunden trotz scheinbar adäquater Therapie nicht heilen, können temporär spezifische Wundtherapeutika zum Einsatz kommen, die aktiv in den gestörten Wundheilungsprozess eingreifen. Diese Unterstützung des Wundheilungsprozesses erfolgt beispielsweise durch eine Modulation von Matrixmetalloproteinasen (MMP), pH-Wert oder Wachstumsfaktoren.

T: Tissue management (Gewebemanagement)

Das Gewebemanagement beschreibt alle Maßnahmen der Wundgrund-Konditionierung z. B. mit neutralen Wundauflagen, Biochirurgie oder physikalischen Hilfsmitteln wie Unterdruck, Strom, Plasma oder Ultraschall. Der Einsatz kann, in Abhängigkeit von der Methode, die Prozesse des Debridements, der Wundreinigung, der Granulation oder auch der Reepithelisation unterstützen.

Literatur