Probearbeitstag in der Arztpraxis

Probearbeitstag in der Arztpraxis

Der erste Eindruck zählt. Einen guten Eindruck wollen wir nicht nur bei einer möglichen neuen Chefin oder einem neuen Chef hinterlassen, sondern auch bei unseren zukünftigen Kolleginnen und Kollegen. Der Probearbeitstag ist wichtig, um die Chancen auf eine Anstellung zu erhöhen. Gleichzeitig sollte er auch genutzt werden, um den potenziellen neuen Arbeitsplatz auf Herz und Nieren zu überprüfen.

Noten sind am Ende eben doch nicht alles. Ganz egal ob ihr gute oder nicht ganz so gute Noten in der Ausbildung erreicht habt oder ein besseres oder schlechteres Arbeitszeugnis der vorherigen Arbeitsstelle(n) vorlegt, häufig dient ein Probearbeiten dazu, sich vor einem Vertragsverhältnis gegenseitig zu beschnuppern. Diese Gelegenheit solltet ihr daher nutzen. Bei meinen Kolleginnen und Kollegen habe ich nachgefragt, welche guten Ratschläge sie für das Probearbeiten haben. 

6 Tipps zum Probearbeiten

1. Probetag oder Einfühlungsverhältnis?

Bei einem Probetag seid ihr gesetzlich unfallversichert und habt auch Anspruch auf Bezahlung der von euch geleisteten Stunden. Ein Einfühlungsverhältnis oder Schnuppertag hingegen geht nicht mit einer Versicherung oder einem Anspruch auf Bezahlung einher. Das solltet ihr zuvor mit dem potentiellen Arbeitgeber schriftlich festhalten.

2. Vorbereitung

Schon bevor der Probearbeitstag startet, solltet ihr Informationen zur Arztpraxis einholen: Was sind die Schwerpunkte der Praxis? Wer arbeitet in der Praxis und wie wird die Praxis präsentiert? Wie sind die Bewertungen auf den verschiedenen Arztportalen? Findet ihr etwas über die sozialen Medien heraus? 

Halte Dir sicherheitshalber den ganzen Tag des Probearbeitens frei – auch den Abend. Es könnte passieren, dass Du länger bleiben musst oder möchtest, um Deine Belastbarkeit unter Beweis zu stellen. 

Am Abend davor ist es für den Folgetag entspannter, wenn ihr euch passende Kleidung zurechtlegt.

3. Pünktlichkeit & Höflichkeit

Beides kommt für euch sicher nicht überraschend. Seid pünktlich – ich selbst komme zu solchen Gelegenheiten immer 15 Minuten früher, als vereinbart. Selbst wenn ich schon eine halbe Stunde vorher mit Bus und Bahn angekommen bin, gehe ich dennoch erst eine viertel Stunde vorher in die Praxisräumlichkeiten.

Schaltet das Handy ab, wenn es geht. Nachfragen werden eher positiv, als negativ wahrgenommen, also scheut euch nicht davor, auch Fragen zu stellen. Tipps von den potenziell neuen Kolleginnen oder Kollegen solltet ihr annehmen, um niemandem auf den Schlips zu treten. Sie haben in dem Moment definitiv mehr Erfahrung in dieser Arztpraxis, als ihr es habt :)

4. Respekt & gesunde Zurückhaltung

Absolute Grundregeln beim Probearbeiten sind Respekt und eine gesunde Zurückhaltung bzw. Bescheidenheit. Dieser Drahtseilakt ist für die meisten, mit denen ich gesprochen habe, die größte Herausforderung. Man möchte schließlich einerseits zeigen, dass man einen guten Job machen kann. Andererseits möchte man nicht als überengagierter Besserwisser wahrgenommen werden.

Daher ganz wichtig: nur die Aufgaben machen, die wirklich von euch verlangt werden. Darüber hinaus übt euch in Zurückhaltung. Natürlich könnt ihr freundlich eure Hilfe anbieten.

5. Hilfe anbieten

Eine offene und respektvolle Einstellung den Praxismitarbeitenden gegenüber ist hilfreich, wenn ihr einen Probearbeitstag absolviert. Bietet eure Hilfe an, fragt, ob ihr gewisse Arbeiten abnehmen könnt oder ob ihr jemandem über die Schulter schauen könnt, um die Arbeitsabläufe zu verfolgen. 

Wenn ihr die Möglichkeit bekommt, erste Arbeiten zu erledigen, macht sie gewissenhaft und ordentlich. Dabei ist es egal, ob es darum geht, Akten zu sortieren oder einen Patienten in ein Sprechzimmer zu führen. Das Telefon klingelt ununterbrochen? Wenn ihr euch das zutraut, bietet an, am Empfang ein wenig zu unterstützen. Es kam gerade eine Materiallieferung? Bietet auch hier an, den Lieferschein und Wareneingang zu prüfen und das Material einzuräumen. 

6. Arbeitsatmosphäre & Bauchgefühl

Wichtig neben all den fachlichen Aspekten und dem, wie ihr euch „verkauft“ und später wahrgenommen werdet: was ist euer eigenes Bauchgefühl zur Arztpraxis und den Mitarbeitenden?

Nehmt die Arbeitsatmosphäre wahr – auch zwischen den Kolleginnen und Kollegen. Haltet zwischendurch inne und beobachtet alles, was eben nicht ausgesprochen wird, aber was „in der Luft schwebt“. Wie ist das Verhältnis zwischen den MFA untereinander, zwischen MFA und ärztlichen Mitarbeitenden und unter den Ärztinnen und Ärzten? Welche inneren Strukturen oder Hierarchien erkennt ihr? Was könnt ihr über Arbeitsbelastung und -Druck in Erfahrung bringen?

Dieser letzte Punkt dürfte ausschlaggebend sein, für welchen Arbeitsplatz ihr euch am Ende entscheidet!

Was habt ihr beim Probearbeiten schon erlebt? Was war euch dabei wichtig? Habt ihr den Tag eher als Prüfung oder als gegenseitiges Kennenlernen wahrgenommen?

Viele Grüße

Eure Steffi 

PS: Ein Probearbeiten solltet ihr der Agentur für Arbeit mitteilen, falls ihr arbeitslos gemeldet seid. Auch die Übernahme der Fahrtkosten solltet ihr vorab entweder mit der Agentur oder der Arztpraxis regeln. 

Die Autorin Steffi, MFA/Wundexpertin (ICW)
Steffi Blog

Nach der Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten in einer dermatologischen Praxis für 5 Jahre im Praxisalltag als MFA, seit 2014 bei Dr. Ausbüttel (DRACO®). Wundexpertin (ICW) und bloggende MFA mit Leidenschaft.

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